13,6 Millionen Menschen gelten in Deutschland als Corona-Genesene. Schätzungsweise jede Zehn- bis Zwanzigste klagt über bleibende Symptome. paraCovid ist eine digitale Therapie-Plattform, die genau diesen Menschen gezielt helfen soll. "Erfinderin" dieses virtuellen, interdisziplinären Therapiekonzepts ist Dorothea Hugger.

Digital gegen Long Covid – paraCovid

Dorothea Hugger ist examinierte Krankenschwester mit Intensiverfahrung. Seit Jahren arbeitet die 54-Jährige als selbständige Yoga- und Pilates-Trainerin und weiß sowohl um die medizinisch-technischen Aspekte der Beatmung auf Intensivstationen als auch um die positiven, heilenden Wirkungen von Atem- und Bewegungsübungen. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie beunruhigen sie nicht nur die Akutfälle mit Atemnot und Organschäden – auch die Langzeiterkrankten mit dem neuen Krankheitsbild, dem sogenannten Long bzw. Post Covid-Syndrom, ließen ihr keine Ruhe. „Von Long und Post Covid Betroffene wissen häufig nicht, wohin sie sich wenden sollen, um wirklich gezielte Hilfe zu finden“, erzählt Hugger. „Sie sind verzweifelt, fühlen sich nicht ernst genommen. Ihr Stress, ihre Angst und Ungewissheit wirken sich unter anderem auf die Atmung negativ aus. Viele atmen unter Druck flacher, das gesamte Organsystem inklusive der Psyche leidet.“ Long und Post Covid Patienten berichten über Herzrasen, chronische Erschöpfungsgefühle und massive Konzentrationsstörungen bis hin zu Depressionen. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa zehn bis zwanzig Prozent der von einer Corona-Infektion Genesenen Langzeitsymptome entwickeln. „Diese Symptome können auch noch monatelang nach überstandener Infektion auftreten. Erstaunlich ist, dass nicht nur Patienten mit einem schweren Verlauf betroffen sind, auch mildere und moderate Verläufe münden in Long und Post Covid. Darunter sind auch sehr junge, fitte Patienten, Jugendliche und Kinder“, ergänzt sie.

Als erfahrene Krankenschwester war Hugger klar, dass diese Langzeitfolgen ein interdisziplinäres Therapiekonzept erfordern. Gemeinsam mit dem Allgemeinarzt mit Corona-Schwerpunktpraxis
Dr. Steffen Böhler und der Neurologin Dr. Bianca Wöhrl entwickelte sie deshalb die fachübergreifende digitale Therapie-Plattform paraCovid, die im August 2021 gelauncht wurde und im Februar 2022 in einer zweiten erweiterten Version online ging. Mithilfe eines innovativen Therapie-Rads können die Hilfesuchenden ihre Symptome zielgerichtet den Therapiebereichen zuordnen. Mit einem Klick auf die ausgewählten Bereiche öffnen sich die individuell passenden Video- und Audio-Angebote. „Die Angebote sind so konzipiert, dass sie täglich, auch mehrmals täglich genutzt werden können“, erklärt Hugger. „Jede*r kann selbst herausfinden, was guttut und eigenständig die Übungen durchführen.“ Die Angebote umfassen Angst- und Stressbewältigung, Atem-, Bewegungs-, Entspannungs- und Schmerztherapie sowie Geruchs- und Geschmackstraining, Ergotherapie, Logopädie und Konzentrations- und Achtsamkeitstraining. „Mir ist es wichtig, dass die Betroffenen optimistisch, handlungsfähig und aktiv bleiben“, sagt Hugger. Mit dieser OHA-Formel hoffen sie und ihr medizinisches und therapeutisches Expertenteam, all jenen ortsunabhängig Hilfe anzubieten, um sich von der Virusinfektion und ihren Langzeitfolgen erholen zu können.

Auch in Zukunft will Hugger die Therapie-Plattform paraCovid und das Experten-Team weiter ausbauen, denn „die anhaltenden Folgen von Corona-Infektionen werden uns noch lange begleiten.“ Es ist ihr eine Herzensangelegenheit, ihr Wissen und ihre Erfahrung zu nutzen und dazu beizutragen, die bestehende Versorgungslücke in der Long und Post Covid-Therapie zu schließen.

„Ohne die tatkräftige Unterstützung der beiden 2board Partnerinnen hätte ich mein Herzensprojekt allerdings nicht realisieren können“, ergänzt Hugger, „die juristische und betriebswirtschaftliche Expertise und ein gutes Projektmanagement waren wichtig, damit ich mich voll auf das medizinische und therapeutische Konzept von paraCovid konzentrieren konnte.“

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